Freiarbeit

„Die Freude an der Arbeit ist der Ersatz, den wir dem Tier geben sollen für die verloren gegangene Freiheit“

(Fredy Knie sen. 1920 – 2003, Begründer der pferdefreundlichen Freiheitsdressur)

 

Freiarbeit: Dressieren oder Vertrauen geben?

Fredy Knie sen. unterschied sich von den zu seiner Zeit aktiven „Zirkusdressierern“ vor allem dadurch, dass er seine Pferde nicht „drillte“ und sie Fehler machen durften, ohne sich vor negativen Konsequenzen fürchten zu müssen – sie durften Fredy Knie sen. vertrauen.

Vielfach fehlt in der Pferdeausbildung aber noch heute das gegenseitige Vertrauen zwischen Pferd und Mensch, obwohl es die Basis jeder Arbeit mit dem Pferd sein sollte. Statt dessen werden Pferde vielerorts mit Druck, Zwang und Sanktionen zum „Funktionieren“ gezwungen.

Der Unterschied zwischen einem sanktionierten Pferd, das die Lektionen ausführt, weil es sich vor der Strafe fürchtet, wenn es nicht tut, was sein Ausbilder von ihm verlangt und einem Pferd, das seinem Menschen vertraut, ist der,

  • dass das sanktionierte Pferd keine Sicherheit und Wohlbefinden vom Menschen erwartet und ihn eher als Raubtier vor dem man flieht, statt als Leittier zu dem man flieht, bewertet,
  • während das vertrauensvolle Pferd sich immer dem zuwenden wird, von dem es Sicherheit und Wohlgefühl erwarten kann – seinem Menschen.

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Wer sich bereits im Rahmen der Positionsarbeit und Bodenarbeit seine Stellung als Leittier „verdienen“ konnte, der wird auch in der Freiarbeit davon profitieren, weil ihm sein Pferd bedingungslos und auch auf Distanz vertraut und folgt.

Wer als „Raubtier“ agiert, wird seine Position immer wieder neu manifestieren müssen, indem er seinem Pferd bewusst macht, dass es in Gefahr schwebt und sich besser in sein Schicksal fügt, bevor sein Leben weiter bedroht wird.

Man sieht den Pferden die unterschiedlichen Ansätze der Ausbildung auch an, denn ein Pferd, das in seinem Menschen das Raubtier sieht, sucht ständig nach einer Fluchmöglichkeit, ist gestresst, verspannt, „funktioniert“ nur unter dauerndem Druck und Zwang und fällt durch großes Misstrauen, Schreckhaftigkeit, fehlende Motivation und mangelhafte respektive fehlerhafte Bemuskelung auf – es ist froh, wenn man es nach einer Trainingseinheit in Ruhe lässt.

Ein Pferd, das in seinem Menschen das Leittier findet, fühlt sich im Training wohl, ist entspannt, arbeitet motiviert mit, schenkt seine Aufmerksamkeit dem Menschen, bei dem es Wohlbefinden und Sicherheit erwarten kann und gewinnt durch die freudvolle Arbeit an Selbstbewusstsein, Schönheit, Präsenz und Ausstrahlung – für dieses Pferd ist es eine Belohnung, wenn sein Mensch mit ihm trainiert … oder um noch einmal Fredy Knie sen. zu zitieren:

” Wenn mein Pferd es als Belohnung empfindet, dass ich es in Ruhe lasse, habe ich alles falsch gemacht.”

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Wege zum Pferd mit der Freiarbeit

Die Freiarbeit ist zum einen eine wunderbare Möglichkeit, die Pferd-Mensch-Beziehung auf den Prüfstand zu stellen, weil das submissionierte Pferd die Chance der Distanz vermutlich nutzen wird, dem Druck und Zwang zu entfliehen, während das vertrauensvolle Pferd auch in der Distanz mit seinem Leittier Mensch verbunden bleibt.

Zum anderen bietet die Freiarbeit für alle diejenigen, die sich ihre Leittierposition durch Positionierungsarbeit und Bodenarbeit bereits verdienten, die Möglichkeit, nun ein noch höheres Level der Kommunikation mit dem Pferd zu erreichen und die eigene Körpersprache weiter zu verfeinern.

Wem es gelingt, dass sein Pferd auch über eine größere Distanz Signale aufnimmt und in Lektionen (z.B. auf Zuruf: kommen, abwenden, Volten anlegen, Seitengänge ausführen oder stehen bleiben, auch wenn der Mensch sich entfernt) umsetzt, es aus der Ferne „dirigieren“ kann, der hat sich ein absolutes Verlasspferd geformt, das ihn vermutlich nie enttäuschen und in egal welcher Situation, immer auf der Seite seines „Menschenleittieres“ stehen wird.

Mit der Freiarbeit erreicht man aber auch, dass

  • Pferde mehr Motivation und Freude beim Training entwickeln
  • träge Pferde aktiver oder sehr temperamentvolle Pferde ruhiger werden
  • Pferde ungewohnte oder bedrohliche Situationen gelassener und ohne Angst meistern (z.B. Verladen in einen Pferdeanhänger)
  • die Verständigung zwischen Pferd und Mensch verbessert wird
  • die Interaktion und Kommunikation innerhalb der Pferd-Mensch-Beziehung verfeinert wird
  • das Pferd sich noch mehr auf seinen Menschen fokussiert
  • der Mensch sein Pferd noch besser kennen und „lesen“ lernt

 

Habe ich Euch für die Freiarbeit interessieren können? Dann helfe ich Euch gerne, damit aus Eurem Interesse sogar Begeisterung wird!

Eure

Dagmar Hacker

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