Bodenarbeit

Sprich mit dem Pferd,
plausche mit ihm, wie mit einem kleinen Kinde,

dann wird dich das Pferd verstehen,

denn du wirst darauf achten,
dass deine Gebärden verständlich seien.

(René Guénon)

 

Hunderte von Jahren der Selektion in der Pferdezucht haben ein Pferd nach unseren Wünschen geschaffen: Rittig, leistungsbereit, mit gutem Interieur und Exterieur und ausgestattet mit unterschiedlichsten Talenten für alle Sparten des Pferdesports.

Eines aber ist bis heute nicht gelungen: Dem Fluchttier Pferd die eigentlichen Urinstinkte wegzuzüchten!

 

Wer rennt überlebt – wer vertraut, muss nicht rennen

Genau diese Urinstinkte werden aber vielen Reitern und Leuten, die mit Pferden umgehen, vielfach zum Problem, denn

wenn

  • ein Pferd sich mehr auf seine Umwelt konzentriert, als auf die Forderung des Menschen am Zügel, an der Longe oder am Führstrick und jedes Geräusch es erschreckt und zur Flucht animiert

dann

  • folgt es seinen instinktmäßig kontrollierten Reaktionen, weil es dem Menschen nicht so sehr vertrauen kann, dass es sich bei ihm sicher fühlt und sich auf ihn verlässt, sondern verlässt sich lieber auf seine schnellen Beine.

Natürlich könnte man versuchen, das Pferd für sein Fehlverhalten zu bestrafen, es sanktionieren, wann immer es ein vom Menschen unerwünschtes Verhalten zeigt.

Aber genau damit fördert man noch mehr Unsicherheit beim Pferd, denn es wird sich noch weniger auf den Menschen verlassen, der ja ganz offenbar ebenfalls ein Raubtier ist, das es zu verletzen droht und vor dem es sich fürchten muss.

Gleichzeitig wird es noch mehr bemüht sein, lieber selbst für seine Sicherheit zu sorgen, indem es seine Aufmerksamkeit seiner Umwelt schenkt und stets fluchtbereit bleibt.

Die Lösung kann also nur darin liegen, dem Pferd die Sicherheit zu geben, die es auch im Leittier seiner Herde finden würde, denn nur ein unsicheres Pferd flieht und

wenn

  • wir uns als Mensch das Vertrauen unseres Pferdes verdienen wollen und es sich auf uns verlassen können soll, damit es nicht seinen Instinkten, sondern uns und unseren Weisungen folgt, müssen wir wie ein souveränes Leittier handeln und ihm sein Sicherheitsgefühl geben

dann

  • kann es uns und nicht seiner Umwelt seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken, steht nicht unter Stress und Anspannung, um stets fluchtbereit zu sein, sondern kann entspannt und konzentriert mitarbeiten.

happy horse

Dominanz ist dummes Zeug.

Man muss das Vertrauen der Pferde gewinnen und mit ihnen reden!
(George Theodorescu – 1925 – 2007)

 

Positionsarbeit: Position beziehen und ein souveränes Leittier werden

Ein souveränes Leittier ist für jedes Herdenmitglied der „Fels in der Brandung“ und vermittelt ihm das Gefühl, sich sicher fühlen zu dürfen.

Warum ist das so?

Weil das Leittier führt!

In einer Pferdeherde leitet keineswegs das kräftigste und stärkste Tier die Herde, sondern das Pferd mit den besten Führungsqualitäten, zu denen auch Souveränität gehört. Diesem Pferd folgen alle anderen, weil sie wissen, dass sie sich auf es verlassen können – sie vertrauen ihm ihr Leben an!

Souverän zu sein bedeutet für uns Menschen

  • dem Pferd ein zuverlässiger Führer zu sein, dem es vertrauensvoll folgt, weil es weiß, dass wir sein Leben sichern, wie es das Leittier tun würde.
  • dass wir die Ängste unseres Pferdes kennen und sie ihm nehmen können, indem wir ihm zeigen, dass es bei uns Zuflucht findet und sich nicht fürchten muss
  • dass wir seine Bedürfnisse kennen und sie ihm zuverlässig erfüllen
  • dass wir im Ernstfall in der Lage sind, die beste Entscheidung zu treffen

 

Positionsarbeit: So bewähren wir uns als guter Führer unseres Pferdes

Unsere Pferde vertrauen uns zunächst einmal nicht blind, nur weil wir Menschen sind und als solche einen Führungsanspruch erheben. Wir müssen uns als guter Führer beweisen, bevor sie uns vertrauensvoll folgen. Darum prüfen sie uns. Von dem Moment an, an dem wir das erste Mal mit unserem Pferd zusammentreffen, hinterfragt es unsere Position:

  • Kann ich den Menschen in die Richtung ziehen, in die ich gehen möchte?
  • Kann ich weiterlaufen, wenn er stehen bleibt?
  • Kann ich sein Terrain – Zentimeter für Zentimeter – erobern?
  • Geht er zur Seite, wenn ich drängle?

Wenn Ihr auf die Frage: „Wer bewegt wen?“ und „Wer führt, wer folgt?“ nicht klar antworten könnt: „Ich bewege mein Pferd und nicht es mich!“ und „Ich führe, mein Pferd folgt“, dann ist es höchste Zeit für Euch, Eurem Pferd gegenüber Position zu beziehen!

Ich helfe Euch gerne, den Weg zum „souveränen Leittier“ zu finden und Eurem Pferd „der Fels in der Brandung“ zu sein, auf den es sich jederzeit verlassen kann!

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Bodenarbeit – wer sich positionieren kann, bestimmt die Richtung!

Wer sich seinem Pferd gegenüber positionieren kann, legt damit den Grundstein für ein harmonisches Pferd-Mensch-Team, denn ein Pferd, das bereits beim Führen rempelt, drängelt oder den Menschen neben sich herzieht, wird auch im Training vom Boden aus oder unter dem Sattel nicht auf leichteste und unsichtbare Hilfen reagieren.

Zumindest muss aber der Reiter auch nicht befürchten, dass ihm das Pferd auf die Füße tritt oder ihn umschubst, während er im Sattel sitzt. Wer allerdings vom Boden aus mit seinem Pferd arbeiten möchte, wird es sehr zu schätzen wissen, wenn sein Pferd die Signale des Menschen umzusetzen lernte, denn das erhöht die Sicherheit im Umgang mit dem Pferd!

Insofern sind die Positionsarbeit und die Bodenarbeit (wie jeder andere Umgang mit dem Pferd) eng miteinander verknüpft.

Während der Reiter Zügel-, Schenkel- und Kreuzhilfen nutzt, um dem Pferd zu zeigen, was er von ihm erwartet, führt bei der Bodenarbeit kein Weg an einer klar verständlichen Kommunikation vorbei.

Kommunikation ist ein wechselseitiger Austausch, bei dem Signale übermittelt werden – vom Mensch zum Pferd, aber auch vom Pferd zum Menschen.

Weil jedoch Pferde nicht unsere Sprache sprechen und eigentlich auch nicht verstehen, müssen wir eine andere Kommunikationsebene suchen, um uns den Pferden gegenüber verständlich zu machen.

Selbstverständlich können Pferde auf bestimmte Worte oder Klangfolgen konditioniert werden und auf einen Auslösereiz (z.B. Teee-rab! oder Zuuu-rück!) die von uns gewünschte Lektion zeigen, aber ihre Art, sich verständlich zu machen und zu kommunizieren, ist die Körpersprache.

Wollen wir also mit unseren Pferden kommunizieren, müssen wir ihre Form der Kommunikation erlernen, damit sie unsere Erwartungen, die wir an sie stellen, aus unserer Körpersprache lesen können und ein Austausch statt finden kann, indem wir auch die Pferde „lesen“ lernen.

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Mit den Bodenarbeitskursen auf Kurs zu Gesundheit und Erfolg!

Im Bodenarbeitskurs 1 könnt Ihr diese Fähigkeit erlangen und sie im Bodenarbeitskurs 2 so verfeinern, dass Ihr beispielsweise nur mit dem Finger winken müsst, damit Euer Pferd freie Seitengänge zeigt.

So beeindruckend es nun aber ist, sein Pferd mit einem Fingerwink in die Traversale zu schicken oder auch zum Beispiel ohne Halfter und Strick von der Weide holen zu können, weil es Eure Körpersprache versteht und Euch darum auch vertrauensvoll folgt, so groß ist auch der Nutzen, den die Bodenarbeit Eurem Pferd bringen kann:

  • Sie motiviert das Pferd und bietet ihm Abwechslung im täglichen Training
  • Sie bietet einen sinnvollen Ausgleich zum Reiten, weil sich das Pferd unbelastet durch das Reitergewicht bewegen kann und trotzdem gymnastiziert wird
  • Sie ist eine ideale Vorbereitung von Jungpferden für die Arbeit unter dem Sattel, weil bereits tragfähige Muskulatur aufgebaut werden kann, durch die es dem Jungpferd leichter fällt, sich unter dem Reitergewicht auszubalancieren
  • Sie ist ein schonender Wiedereinstieg in die Arbeit unter dem Sattel, wenn das Pferd lange Zeit nicht gearbeitet werden konnte (z.b. bei Rekonvaleszenzpferden, nach einer Weidepause oder nach einer Trächtigkeit)
  • Sie bietet eine gute Alternative zum Reiten, wenn das Pferd zeitweise keinen Sattel tragen kann (unpassender Sattel, der erst geändert werden muss oder Sattel-/ Gurtendruck, der erst ausheilen muss)
  • Sie eignet sich um verspannte Pferde vor dem Reiten zu lockern
  • Sie ergänzt das Reiten (viele Lektionen, die erst am Boden trainiert werden, fallen dem Pferd später unter dem Sattel leichter)

Ich freue mich auf Eure Teilnahme.

Eure Dagmar Hacker

Kommende Gruppentermine

  • Momentan laufen keine Bodenarbeits-Kurse.

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